DIE KRIEBELMÜCKE BEI MENSCH UND TIER
Eine ausgewachsene Kriebelmücke ist winzig und nur etwa zwischen zwei und sechs Millimeter lang. Oft wird sie auch als „fliegende Zecke“ bezeichnet. Ihr kompakter, dunkler Körper, die kurzen Beine und die breiten Flügel lassen sie wie eine Miniatur-Stubenfliege aussehen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Fliege ist die Kriebelmücke jedoch alles andere als harmlos. Die Weibchen sind Blutsauger, deren Bisse nicht nur sehr schmerzhaft sind, sondern auch Parasiten und Toxine (also Giftstoffe, die im Speichel enthalten sind und Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen können) übertragen können. Hauptsächlich greifen sie Weidetiere wie Rinder an, aber auch Hunde und Menschen stehen – wenn auch selten – auf ihrem Speiseplan. Hier erfährst du, wie die Kriebelmücke lebt, wie du sie erkennst und welche Schutzmaßnahmen es gibt.1
DER LEBENSZYKLUS DER KRIEBELMÜCKE: VON DER EIABLAGE BIS ZUM BLUTSAUGEN
Kriebelmücken (Simuliidae) sind eine Familie innerhalb der Zweiflügler (Diptera) und gehören zur Gruppe der Mücken (Nematocera). Weltweit existieren ca. 2000 unterschiedliche Arten von Kriebelmücken; in Deutschland sind 57 Arten nachgewiesen.2 Veterinärmedizinisch in Mitteleuropa relevant sind die Arten Simulium erythrocephalum, S. ornatum, S. reptans und S. equinum. Bei den meisten Kriebelmücken-Arten ernähren sich nur die Weibchen von Blut, während die Männchen von Pflanzensäften leben.1
Der Lebenszyklus der Kriebelmücke spielt sich stets an und in Fließgewässern ab. Er beginnt mit der Begattung, unmittelbar nach dem Schlüpfen geschlechtsreifer Mücken. Männliche Kriebelmücken bilden Schwärme und fangen die Weibchen ab. Nach der Befruchtung benötigen die Weibchen für die Ei-Entwicklung eine Blutmahlzeit und begeben sich aktiv auf die Suche nach einem geeigneten Wirt.
Eine Woche nach der Blutaufnahme legen die Weibchen mehrmals jeweils bis zu 600 Eier auf schwimmenden Wasserpflanzen oder an Steinen ab. Mehrere weibliche Tiere können hierbei gemeinsam bis zu 16 Gramm schwere Eigelege bilden. Die daraus schlüpfenden Larven durchlaufen sechs bis acht weitere Larvenstadien. Mithilfe selbst gesponnener Fäden können die Larven sogar bis zu mehreren hundert Metern durch die Strömung treiben, bevor sie sich an Pflanzen oder Steinen festheften. Das letzte Larvenstadium spinnt schließlich einen tütenförmigen Kokon, aus dem die geschlechtsreife Mücke schlüpft und, eingeschlossen in einer Luftblase, zur Wasseroberfläche aufsteigt. Der gesamte Entwicklungsprozess, vom Ei über die Larvenstadien bis zur geschlechtsreifen Mücke, dauert bei sommerlichen Temperaturen etwa sechs bis acht Wochen.1
VORKOMMEN DER KRIEBELMÜCKE IN DEUTSCHLAND
Kriebelmücken zeigen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Lebensräume und finden sich in ganz Deutschland entlang großer Bäche und Flüsse und sogar in Höhenlagen bis zu 1500 Metern. Besonders Simulium erythrocephalum ist im Tiefland weit verbreitet und könnte durch den Klimawandel und höhere Temperaturen künftig noch häufiger vorkommen.2 Andere Arten lassen sich vor allem in hügeligen Regionen finden.
Die blutsaugenden Weibchen der Kriebelmücke können dank Wind und Verdriftungen bis zu 20 Kilometer am Tag zurücklegen. So lässt sich das Auftreten der Parasiten auch weit entfernt von Wasserquellen erklären. Kriebelmücken sind hauptsächlich von März bis November aktiv. Die Populationen nehmen im Juni und Juli etwas ab, bevor sie im Spätsommer wieder ansteigen. Besonders im Frühjahr, bei hoher Luftfeuchtigkeit und Windstille, kann es zu Massenanflügen auf Weidetiere kommen.1
TAGSÜBER AKTIV: WANN UND WO DU KRIEBELMÜCKEN VERMEIDEN KANNST
Gut zu wissen: Kriebelmücken fliegen mit wenigen Ausnahmen ausschließlich tagsüber, bevorzugt bei sonnigem, windstillem Wetter. Bei starkem Wind oder Regen stellen die Blutsauger ihre Aktivität ein. Ein weiterer Trost: Kriebelmücken fliegen nicht aktiv in Gebäude und nur selten in Unterstände.
WIE SIEHT EIN STICH VON EINER KRIEBELMÜCKE AUS?
Der Biss einer Kriebelmücke (meist auch Stich genannt) ist oft leicht zu erkennen. Die Einstichstelle zeigt sich in der Regel als kleiner, roter Punkt, der von einer schmerzhaften Schwellung umgeben ist. Beim Stich injiziert die Mücke ein spezielles Eiweißgemisch, das einerseits die Blutgerinnung hemmt und andererseits die Stich- bzw. Bisswunde betäubt. Deshalb merkt das Opfer zunächst nichts. Auf die Betäubung folgt der Schmerz: Der Stich oder Biss einer Kriebelmücke kann zu starken Schwellungen führen, die stark jucken. Die betroffene Hautpartie kann mehrere Tage oder sogar Wochen gereizt bleiben.1
KRIEBELMÜCKENWISSEN: WUSSTEST DU SCHON?
Kriebelmücken sorgen, ähnlich wie Zecken, oft für Verwirrung, wenn es um die richtige Bezeichnung des Blutsaugens geht: Bei Zecken spricht man häufig von einem Biss, obwohl sie eigentlich stechen. Bei der Kriebelmücke suchen viele im Internet nach einem Stich, obwohl sie tatsächlich beißt. Im Text wird In Teilen daher auch der Begriff „Stich“ verwendet, weil er im allgemeinen Sprachgebrauch verbreitet ist.
WICHTIGE INFORMATION FÜR HUNDEHALTERINNEN UND HUNDEHALTER
In Deutschland muss man seinen Hund nicht nur vor Kriebelmücken schützen, sondern auch vor Zecken, Flöhen und anderen Stechmücken. Diese Insekten können gefährliche Krankheitserreger übertragen, die ernsthafte Gesundheitsprobleme beim Hund verursachen können. Achte daher auf geeignete Schutzmaßnahmen, um deinen Hund vor diesen Plagegeistern zu bewahren.
FAZIT: BLEIB INFORMIERT UND GESCHÜTZT
Die Kriebelmücke, klein, aber gefährlich, ist ein ernstzunehmender Blutsauger, dessen Stiche schmerzhaft und potenziell gesundheitsgefährdend sein können. Vor allem Weidetiere sind gefährdet, aber auch Hunde und Menschen sollten Schutzmaßnahmen ergreifen, um sich vor diesen kleinen Plagegeistern zu schützen. Bleib informiert und vorsichtig, besonders in der Nähe von Fließgewässern – so kannst du die unangenehmen Begegnungen mit der Kriebelmücke vermeiden und unbeschwert die Natur genießen.
QUELLEN
- Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
- Bayrischer Rundfunk 24: Kriebelmücken: So behandeln sie die furchtbar juckenden Bisse