Alles, was du über die Kriebelmücke wissen musst

Die Kriebelmücke ist an ihrem schwarzen Körper mit scharfen Beißzähnen zu erkennen.
Kriebelmücken sind kleine, schwarze Fliegen, die sich auch vom Blut von Hunden ernähren.

DIE KRIEBELMÜCKE BEI MENSCH UND TIER

Eine ausgewachsene Kriebelmücke ist winzig und nur etwa zwischen zwei und sechs Millimeter lang. Oft wird sie auch als „fliegende Zecke“ bezeichnet. Ihr kompakter, dunkler Körper, die kurzen Beine und die breiten Flügel lassen sie wie eine Miniatur-Stubenfliege aussehen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Fliege ist die Kriebelmücke jedoch alles andere als harmlos. Die Weibchen sind Blutsauger, deren Bisse nicht nur sehr schmerzhaft sind, sondern auch Parasiten und Toxine (also Giftstoffe, die im Speichel enthalten sind und Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen können) übertragen können. Hauptsächlich greifen sie Weidetiere wie Rinder an, aber auch Hunde und Menschen stehen – wenn auch selten – auf ihrem Speiseplan. Hier erfährst du, wie die Kriebelmücke lebt, wie du sie erkennst und welche Schutzmaßnahmen es gibt.1

DIE "FLIEGENDE ZECKE" KRIEBELMÜCKE:

AUSSEHEN UND ERKENNUNGSMERKMALE

Die Kriebelmücke wird aufgrund ihres Aussehens häufig als fliegende Zecke bezeichnet - erkennbar an ihrem schwarzen, kleinen Körper.
KOMPAKTER KÖRPER, KURZE BEINE, BREITE FLÜGEL

Die winzige Kriebelmücke ist nur 2-6mm groß und gut an ihrem kompakten Körper, ihren breiten Flügeln und gleichzeitig kurzen Beinen zu erkennen. So wirkt sie auf das menschliche Auge oft wie eine kleine Stubenfliege.

DER LEBENSZYKLUS DER KRIEBELMÜCKE: VON DER EIABLAGE BIS ZUM BLUTSAUGEN

Kriebelmücken (Simuliidae) sind eine Familie innerhalb der Zweiflügler (Diptera) und gehören zur Gruppe der Mücken (Nematocera). Weltweit existieren ca. 2000 unterschiedliche Arten von Kriebelmücken; in Deutschland sind 57 Arten nachgewiesen.2 Veterinärmedizinisch in Mitteleuropa relevant sind die Arten Simulium erythrocephalum, S. ornatum, S. reptans und S. equinum. Bei den meisten Kriebelmücken-Arten ernähren sich nur die Weibchen von Blut, während die Männchen von Pflanzensäften leben.1

Der Lebenszyklus der Kriebelmücke spielt sich stets an und in Fließgewässern ab. Er beginnt mit der Begattung, unmittelbar nach dem Schlüpfen geschlechtsreifer Mücken. Männliche Kriebelmücken bilden Schwärme und fangen die Weibchen ab. Nach der Befruchtung benötigen die Weibchen für die Ei-Entwicklung eine Blutmahlzeit und begeben sich aktiv auf die Suche nach einem geeigneten Wirt

Eine Woche nach der Blutaufnahme legen die Weibchen mehrmals jeweils bis zu 600 Eier auf schwimmenden Wasserpflanzen oder an Steinen ab. Mehrere weibliche Tiere können hierbei gemeinsam bis zu 16 Gramm schwere Eigelege bilden. Die daraus schlüpfenden Larven durchlaufen sechs bis acht weitere Larvenstadien. Mithilfe selbst gesponnener Fäden können die Larven sogar bis zu mehreren hundert Metern durch die Strömung treiben, bevor sie sich an Pflanzen oder Steinen festheften. Das letzte Larvenstadium spinnt schließlich einen tütenförmigen Kokon, aus dem die geschlechtsreife Mücke schlüpft und, eingeschlossen in einer Luftblase, zur Wasseroberfläche aufsteigt. Der gesamte Entwicklungsprozess, vom Ei über die Larvenstadien bis zur geschlechtsreifen Mücke, dauert bei sommerlichen Temperaturen etwa sechs bis acht Wochen.1

LEBENSZYKLUS KRIEBELMÜCKE IN 4 SCHRITTEN

Kriebelmücken finden sich vor allem an Gewässern, wo auch Hund und Mensch vor allem im Sommer zu finden sind.
1. BEGATTUNG

Männliche Kriebelmücken sind unmittelbar nach dem Schlüpfen geschlechtsreif und bilden Schwärme, um die Kriebelmücken-Weibchen zur Befruchtung abzufangen.

Kriebelmücken benötigen für die Fortpflanzung eine Blutmahlzeit und stechen daher Hund, Mensch oder Rind.
2. BLUTMAHLZEIT

Für die Eiablage benötigen Kriebelmücken-Weibchen nach der Befruchtung eine Blutmahlzeit – z.B. auf Hund oder Mensch.

Kriebelmücken legen ihre Eier oft auf Steine oder Pflanzen in Gewässern.
3. EIABLAGE

Etwa eine Woche nach der Blutmahlzeit legen Kriebelmückenweibchen bis zu 600 Eier – bevorzugt auf Steine oder schwimmenden Pflanzen. Oft sieht man auch Eigelege mehrerer Weibchen.

Kriebelmücken durchlaufen verschiedene Larvenstadien, bis sie zu ausgewachsenen Mücken werden.
4. LARVENENTWICKLUNG

Aus Eiern oder Eigelegen schlüpfen Kriebelmückenlarven, die wiederum weitere sechs bis acht Larvenstadien durchlaufen. Im letzten Stadium schlüpft die Larve als geschlechtsreife Mücke aus einem tütenförmigen Kokon und steigt in einer Luftblase zur Wasseroberfläche.

VORKOMMEN DER KRIEBELMÜCKE IN DEUTSCHLAND

Kriebelmücken zeigen eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Lebensräume und finden sich in ganz Deutschland entlang großer Bäche und Flüsse und sogar in Höhenlagen bis zu 1500 Metern. Besonders Simulium erythrocephalum ist im Tiefland weit verbreitet und könnte durch den Klimawandel und höhere Temperaturen künftig noch häufiger vorkommen.2 Andere Arten lassen sich vor allem in hügeligen Regionen finden.

Die blutsaugenden Weibchen der Kriebelmücke können dank Wind und Verdriftungen bis zu 20 Kilometer am Tag zurücklegen. So lässt sich das Auftreten der Parasiten auch weit entfernt von Wasserquellen erklären. Kriebelmücken sind hauptsächlich von März bis November aktiv. Die Populationen nehmen im Juni und Juli etwas ab, bevor sie im Spätsommer wieder ansteigen. Besonders im Frühjahr, bei hoher Luftfeuchtigkeit und Windstille, kann es zu Massenanflügen auf Weidetiere kommen.1

TAGSÜBER AKTIV: WANN UND WO DU KRIEBELMÜCKEN VERMEIDEN KANNST

Gut zu wissen: Kriebelmücken fliegen mit wenigen Ausnahmen ausschließlich tagsüber, bevorzugt bei sonnigem, windstillem Wetter. Bei starkem Wind oder Regen stellen die Blutsauger ihre Aktivität ein. Ein weiterer Trost: Kriebelmücken fliegen nicht aktiv in Gebäude und nur selten in Unterstände.

WIE SIEHT EIN STICH VON EINER KRIEBELMÜCKE AUS?

Der Biss einer Kriebelmücke (meist auch Stich genannt) ist oft leicht zu erkennen. Die Einstichstelle zeigt sich in der Regel als kleiner, roter Punkt, der von einer schmerzhaften Schwellung umgeben ist. Beim Stich injiziert die Mücke ein spezielles Eiweißgemisch, das einerseits die Blutgerinnung hemmt und andererseits die Stich- bzw. Bisswunde betäubt. Deshalb merkt das Opfer zunächst nichts. Auf die Betäubung folgt der Schmerz: Der Stich oder Biss einer Kriebelmücke kann zu starken Schwellungen führen, die stark jucken. Die betroffene Hautpartie kann mehrere Tage oder sogar Wochen gereizt bleiben.1

KRIEBELMÜCKENWISSEN: WUSSTEST DU SCHON?

Kriebelmücken sorgen, ähnlich wie Zecken, oft für Verwirrung, wenn es um die richtige Bezeichnung des Blutsaugens geht: Bei Zecken spricht man häufig von einem Biss, obwohl sie eigentlich stechen. Bei der Kriebelmücke suchen viele im Internet nach einem Stich, obwohl sie tatsächlich beißt. Im Text wird In Teilen daher auch der Begriff „Stich“ verwendet, weil er im allgemeinen Sprachgebrauch verbreitet ist.

KRANKHEITSBILDER BEI UNTERSCHIEDLICHEN WIRTEN

Die Folgen eines Kriebelmückenstichs können je nach betroffenem Lebewesen unterschiedlich ausfallen und reichen

von lästigen Schwellungen bis hin zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen.

Hund, der von Kriebelmücken gestochen wird

KRIEBELMÜCKE BEIM HUND

Schmerzhaft Schwellungen und Blutergüsse, selten auch Simuliotoxikose

Mensch, der von Kriebelmücken gestochen wird
KRIEBELMÜCKE BEIM MENSCH
  • • 2-3 Millimeter große Hautrötungen (Erytheme) um die Einstichstelle, oft schmerzhafte Reaktionen, die einige Tage oder sogar Wochen anhalten können – mitunter kann es zu massiven Schwellungen kommen
  • • Allergische Reaktionen sowie bakterielle Folgeinfektionen
  • • Selten Allgemeinreaktionen wie Fieber und Kreislaufstörungen
  • • In Afrika kann die Kriebelmücke den Fadenwurm Onchocerca volvulus übertragen, der Flussblindheit verursacht.
Rind, das von Kriebelmücken gestochen wird

KRIEBELMÜCKE BEIM RIND

  • • Simuliotoxikose: Eine Vergiftung durch das Speichelgift verschiedener Kriebelmücken-Arten
  • • Schwellungen (Ödeme) an Kehlkopf, Kehle, Unterbauch, Euter und Hoden
  • • Fieber, Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen in inneren Organen sowie Herz-Lungen-Probleme, die unbehandelt tödlich enden können

WICHTIGE INFORMATION FÜR HUNDEHALTERINNEN UND HUNDEHALTER

In Deutschland muss man seinen Hund nicht nur vor Kriebelmücken schützen, sondern auch vor Zecken, Flöhen und anderen Stechmücken. Diese Insekten können gefährliche Krankheitserreger übertragen, die ernsthafte Gesundheitsprobleme beim Hund verursachen können. Achte daher auf geeignete Schutzmaßnahmen, um deinen Hund vor diesen Plagegeistern zu bewahren.

SCHUTZMAßNAHMEN GEGEN KRIEBELMÜCKEN

Um sich vor den lästigen und schmerzhaften Stichen der Kriebelmücke zu schützen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die Mensch für sich und ihre Tiere ergreifen können:
Schutz gegen die Kriebelmücke beim Hund: Antiparasitika können helfen
SCHUTZ UND BEHANDLUNG FÜR HUNDE
  • • Spaziergänge in die Abendstunden verlegen und Gewässer mit Kriebelmückenpopulationen meiden
  • • Haut desinfizieren und antiseptische Salben verwenden.
  • • Bei stärkeren oder langanhaltenden Beschwerden: einen Tierarzt / eine Tierärztin aufsuchen
  • • Antiparasitika können bei Hunden und Menschen eingesetzt werden
     
Schutz vor der Kriebelmücke bei Menschen: Spaziergänge am besten abends
SCHUTZ UND BEHANDLUNG FÜR MENSCHEN
  • • Spaziergänge in die Abendstunden verlegen und Gewässer mit Kriebelmückenpopulationen meiden
  • • Haut desinfizieren und antiseptische Salben verwenden.
  • • Gegen den Juckreiz kortisonhaltige Cremes auftragen (sofern notwendig)
  • • Bei stärkeren oder langanhaltenden Beschwerden: einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen
  • • Antiparasitika können bei Menschen und Hunden eingesetzt werden
  • • Lange Kleidung tragen, um Stiche zu verhindern.
     
Schutz vor Kriebelmücken bei Rindern durch Nachweiden
SCHUTZ UND BEHANDLUNG FÜR WEIDETIERE
  • • Erkrankte Tiere sollten aufgestallt und unverzüglich durch einen Tierarzt / eine Tierärztin behandelt werden.
    • Maßnahmen können die Stabilisierung des Kreislaufs, eine entzündungshemmende sowie schmerzlindernde Therapie umfassen.
    • Bei Weidetieren kann eine Nachtweide oder die Begrenzung der Tagweide auf regnerische, kühle Tage helfen.
     

FAZIT: BLEIB INFORMIERT UND GESCHÜTZT

Die Kriebelmücke, klein, aber gefährlich, ist ein ernstzunehmender Blutsauger, dessen Stiche schmerzhaft und potenziell gesundheitsgefährdend sein können. Vor allem Weidetiere sind gefährdet, aber auch Hunde und Menschen sollten Schutzmaßnahmen ergreifen, um sich vor diesen kleinen Plagegeistern zu schützen. Bleib informiert und vorsichtig, besonders in der Nähe von Fließgewässern – so kannst du die unangenehmen Begegnungen mit der Kriebelmücke vermeiden und unbeschwert die Natur genießen.

QUELLEN

  1. Deplazes, P., Joachim, A. u. a.: Parasitologie für die Tiermedizin, 4. überarbeitete Auflage, Stuttgart, Thieme Verlag, 2021
  2. Bayrischer Rundfunk 24: Kriebelmücken: So behandeln sie die furchtbar juckenden Bisse